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YAMAHA

CS 1 X / pol syn 885 (1996)

Yamaha CS1x Der anhaltende Techno-Boom verlangte allen Firmen passende Instrumente ab. Auf dem analogen Sektor taten sich insbesondere kleinere Firmen, wie NOVATION, CONTROL SYNTHESIS, DOEPFER, WILL SYSTEMS usw. hervor und präsentierten monophone Analogsynthesizer ohne überflüssigen Schnickschnack bis hin zum vollmodularen A-100 von DOEPFER. Die "mittelständigen" Unternehmen, wie CLAVIA oder QUASIMIDI präsentierten "naturidentische" Digitalderivate und die Branchenriesen, wie E-MU SYSTEMS , KORG, ROLAND, YAMAHA blieben zunächst weit zurück. E-MU reagierte noch am schnellsten mit dem VINTAGE SYNTH, bevor KORG den PROPHECY und ROLAND mit dem JD-800 und der "Vintage Synth"-Erweiterung für diverse "Expandable Synthesizer nachfolgten. Nun war es an der Zeit, bis auch YAMAHA reagieren würde. Ein erster Schritt war der QS 300, welcher allerdings erst durch die zusätzlich in Deutschland produzierte Software "Raver's Babe" die nötige Anerkennung fand. Man versuchte sich weiter mit Softwarepaketen und Betriebssystemupgrades über Wasser zu halten, kam aber schliesslich nicht umhin, mit dem CS 1 X endlich eine Alternative anzubieten. Wie die Einleitung zeigt, ist dies Beleg für die Schwerfälligkeit von Riesenkonzernen in der Produktentwicklung. Jeder kocht sein Süppchen und entwickelt für die Zukunft - leider nur allzu oft an den Bedürfnissen der Musiker vorbei. Irgendwann beugt man sich dann dem Druck und es wird geantwortet. Zu spät...? Angesichts der Leistungsdaten wurde da aber innerhalb 10 Monate unter massgeblicher Beteiligung von YAMAHA London und YAMAHA Rellingen einiges an Features zu einem bis dato unschlagbaren Preis geboten. Wie Anfragen seinerzeit bestätigten, gab es sogar längere Wartezeiten auf den CS 1 X, so dass die Frage "zu spät?" mit "NEIN" beantwortet werden muss. Damit tritt der CS 1 X in direkte Konkurrenz zum ROLAND MC-303.

Der CS 1 X wurde auf der Frankfurter Musikmesse 1996 vorgestellt und er erinnert einen zunächst optisch irgendwie an den NORD LEAD von CLAVIA. Unsymmetrische Gehäuseform (linke Seite ein wenig im KAWAI K 1"-Look", rechte Seite mit schlichter gerader Kante). Anstelle dem CLAVIA-Rot ist der CS 1 X in bläulichviolett gehalten. Rechterhand befindet sich eine Ablage, die für den Minisampler SU 10 gedacht ist. Zusammen kann man sich damit sozusagen eine Sampling-Techno-Workstation zusammenkaufen - und das relativ preiswert. Die Tastatur umfasst 61 anschlags- und druckdynamisch spielbare Tasten. Links daneben das Pitch- und Modulationsrad (frei zuweisbare Modulationsroutings möglich). Ein entscheidendes Kriterium für die Anschaffung von Techno-Synthesizern war nicht zuletzt die analoge Bedienoberfläche mit ihren vielen Reglern. Hier bietet YAMAHA wenigstens eine Kompromiss mit insgesamt sechs klangbeeinflussenden Drehreglern. Zwei sind der Lautstärkehüllkurve (Attack, Release), zwei dem Filter (Cutoff, Resonanz) und zwei sind frei zuweisbar.

Die Tonerzeugung greift auf 4,5 MByte Sample-ROM zurück, die nach dem AWM 2-Verfahren aufgezeichnet wurden. Sie ist XG- und GM-kompatibel und greift hierfür auf 480 XG-Klänge und 11 XG-Drumkits zurück. Ferner stehen 128 Preset-Performances und 128 Anwenderpresets zur Verfügung. Verfeinert wird das ganze durch drei Effektprozessoren mit 11 Hall-, 11 Chorus- und 43 Variationseffekten. Die Auswahl der Parameter erfolgt über eine Matrize und ist ähnlich dem WALDORF PULSE beispielsweise aufgebaut. Die Parametertabelle ist auf dem Gerät aufgedruckt. Zur Bedienung steht ferner ein hintergrundbeleuchtetes LC-Display zur Verfügung. Ferner befindet sich rückseitig ein Host-Interface zum Anschluss an einen Computer zur Verfügung. Natürlich fehlt auch das MIDI-Trio nicht. Mit 5,7 Kilogramm ist das Instrument erstaunlich leichtgewichtet. Der implementierte Arpeggiator ist ohnehin software-basierend und wiegt natürlich nichts. Allerdings hat man auch das Netzteil aus dem Gehäuse verlegt: man benötigt ein externes Netzteil! Batteriebetrieb ist nicht möglich. Ein Diskettenlaufwerk gibt es nicht, auch ein Sequenzer sucht man hier vergebens. Dafür besitzt der CS 1 X einen Stereoeingang, um ohne Mischer ein externes Instrument zu der eigenen Klangerzeugung hinzuzumischen. Man hat als Anwendungsbeispiel da an den eingangs erwähnten SU-10 oder auch den Sequenzer QY 22 gedacht. Die dafür vorgesehene Ablagefläche ist ja vorhanden. Es steht zu befürchten, dass der CS 1 X möglicherweise zu spät gekommen ist. Warten wir es ab. Übrigens wurde die Abkürzungs "CS" als Reminisenz an die CS-Reihe aus den Endsiebziegern vergeben; sozusagen als Nachdruck dafür, wofür der CS 1 X stehen soll: für einen Ersatz längst vergangener Technologien.

Aber der Preis deutet es an: Kompromisse. So arbeitet das Filter des CS 1 X mit einer Flankensteilheit von nur 12 dB/Oct. Ausserdem sind alle Editiervorgänge als Offset-Parameter ausgelegt, so dass keine von Grund auf neue Klänge erstellt werden können. Dies hat allerdings bei Synthesizern, wie z.B. dem sehr erfolgreichen QUASIMIDI QUASAR bislang keinem richtig gestört! Ärgerlich ist auch der Umstand, dass die Potis für den Echtzeiteingriff nicht erst genullt werden müssen, um Parameterwerte zu verändern. Ergebnis: wird ein Poti bewegt, dann wird sofort die aktuelle Position als Parameterwert auf den Klang gegeben, was zu Klangsprüngen führt. Vergleiche auch ROLAND JD-800.

Seit Mitte 1997 wird der CS 1 X zu einem günstigeren Preis mitsamt der Software MicroLogic der Firma EMAGIC ausgeliefert. Abschliessend eine Tabelle um die Unterschiede zwischen den Modellen CS 1 X und CS 2 X zu verdeutlichen:

Funktion CS 1 X CS 2 X
Bild Yamaha CS1x Yamaha CS2x
Erscheinungsjahr 1996 1999
Preis 885 DM 1190 DM
Farbe blau silbergrau
Sample-ROM 4,5 MByte 16 MByte
Filter XG-Filter verbessertes Filter
Polyphonie 32 Stimmen 64 Stimmen
Arpeggiator 30 Typen 40 Typen
Arpeggiator via MIDI nein ja
Drehregler sechs acht
Performances (RAM/ROM) 128/128 256/256
Normal Voices 930 ca. 1500
Halleffektalgorithmen 11 12
Choruseffektalgorithmen 11 14
Variationeffektalgorithmen 43 62
Equalizer keiner 2-Band-EQ je Layer/Part
XG/GM-kompatibel ja ja

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